Die Ausbildung eines Jagdhundes
Bereits beim Menschen hat eine antiautoritäre Erziehung oftmals versagt, jedoch beim Hund ist sie schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
Ein Hund ist ein Hund und sollte auch nicht vermenschlicht werden. Besonders ein Jagdhund sollte zum brauchbaren Jagdhund nur so erzogen werden, wie es wirklich von Natur aus sinnvoll ist. Ein moderner Hundetrainer ohne jeglichen Bezug zur jagdlichen Praxis wird wohl immer eher sagen, dass jeglicher Zwang und eine körperliche Einwirkung eher kontraproduktiv ist. Doch man fragt sich doch, wie artgerecht und für den Hund verständlich ist diese Form von Erziehung eigentlich?
Man braucht sich schließlich nur die Rangordnung im Rudel eines Wolfes anzusehen. Hier herrscht so eine straffe Rangordnung, bei der ein Fehlverhalten von Rudelmitgliedern sofort mit einer heftigen, kurzen Drohung bedacht wird. Reicht dieses dann nicht aus, folgt unmittelbar eine körperliche Maßregelung. Der Leitwolf droht in der Regel nur ein einziges Mal. Es wird nicht permanent diskutiert, es wird sofort geregelt. Natürlich ist jedes Rudelmitglied grundsätzlich bestrebt, die eigenen Privilegien auszuweiten und nutzt daraufhin jede Schwäche der anderen Rudelmitglieder zum eigenen Vorteil aus.
An dieser Stelle kann man nun die Querverbindung vom Wolf zum Hund herstellen. Auch dieser stellt bei inkonsequenter Führung die Position des Führers natürlich in Frage. Ein Jagdhund aber muss sich auf jeden Fall in seine Rolle einfügen und wissen, nach wem er sich zu richten hat. Dazu bedarf es einer artgerechten Kommunikation oder auch Verständigung zwischen dem Menschen und seinem Hund. Ich kann immer nur wieder betonen, dass der größte Fehler sein kann, den Hund zu vermenschlichen, da Hunde Zusammenhänge nicht im menschlichen Sinne erfassen können. Zwang hat nichts mit roher Gewalt oder gar Misshandlung zu tun, sondern umfasst alle Maßnahmen, die den Hund dazu bringen, etwas zu tun, was er eigentlich nicht möchte. Es beginnt schon beim Ablegen des Hundes, wo er uns doch so gerne folgen möchte. Auch das bereits ist eine Art des Zwanges. Natürlich ebenso das leichte Herunterdrücken des Hundes beim Kommando „Sitz“ zu Beginn der Hundeausbildung. Zwang bedeutet, eine ungewollte Handlung des Hundes durch den Menschen zu unterdrücken. Zwang ist somit keine Bestrafung, sondern dient dazu, ein gewünschtes Verhalten konsequent einzufordern. Dafür muss der Hund natürlich zuvor verstanden haben, was wir überhaupt von ihm möchten. Über Motivation bzw. Spiel ein gewünschtes Verhalten zu erlernen und dann über den Zwang zu festigen, ist also die Grundlage einer Hundeerziehung.
Das bedeutet, dass man in einer Lernphase normalerweise mit Zwangmethoden nicht den gewünschten Effekt erzielen kann, denn der Hund weiß ja nicht, was er zu diesem Zeitpunkt überhaupt machen soll. In dem Fall können Sie dem Lerneffekt sogar entgegen wirken. Der Hund muss zuvor grundsätzlich verstehen, was wir konkret von ihm wünschen. Dieses lässt sich besser über Motivation und positive Verstärker vermitteln. Hat der Hund begriffen, was er überhaupt machen soll, kann ich unter Umständen durch Zwangseinwirkung das gewünschte Verhalten verfestigen. Dabei ist das wichtigste Gebot jedoch, genau den richtigen Moment zu erwischen, wo der Hund sein Fehlverhalten zeigt. In dem Fall gilt es wohldosiert einzuwirken. Die Stärkung der Einwirkung ist abhängig vom Charakter des jeweiligen Hundes. Ohne eine Festigung durch Zwang erhalten wir kaum jemals einen zuverlässigen Apporteur oder Jagdgebrauchshund. Natürlich ist es möglich, mit einem ohne Zwang erzogenen Hund auf Prüfungen zu bestehen, doch in der jagdlichen Praxis hat sich gezeigt, dass viele der Jagdhunde dabei scheitern. Nur alleine durch positive Verstärkung und einen Spieltrieb wird sich kein Hund dazu bewegen lassen, auch noch die letzte Ente im Winter aus dem eisigsten Wasser zuverlässig zu apportieren und seinem Führer zu bringen. In der Regel ist auch der Gehorsam am flüchtigen Wild nicht ohne Zwang durchführbar, denn das Hetzen selbst ist schon selbstbelohnend. Was ist denn schließlich schon für einen passionierten Jagdhund die Aussicht auf ein Leckerchen? Nur mit einer wohlüberlegten und konsequenten Einarbeitung lassen sich ansprechende und brauchbare Resultate erzielen. Ein guter Ausbilder sollte verstehen, die individuellen Eigenarten seines Hundes zu erkennen und dann darauf auch einzugehen. Dieses unterscheidet einen Gebrauchshund von einem normalen, sogenannten Familienhund, wenngleich doch dem einen oder anderen mit einer durchaus konsequenteren Ausbildung geholfen wäre.
Die Welpenerziehung
Die Erziehung des Hundes beginnt in dem Moment, in dem er bei seinem Züchter abgeholt wird. Wie oft ist es zu hören, "Ach, der ist ja noch so klein, das machen wir dann später". Meiner Ansicht nach ist es der falsche Weg, so einen Hund zu erziehen. Kaum ist der Welpe vom Züchter abgegeben, wird er auch jeden Tag ein Stückchen mehr von seiner Umwelt erobern. Er wird jeden Tag neue Dinge lernen, oder aber bereits Gelerntes verfestigen und abrufen können.
Wenn Sie ihren Welpen abholen, sollten Sie darauf achten, dass der Welpe eine Autofahrt mit leerem Magen antritt. Sicher ist es dabei gut, wenn außer dem Fahrer ein Betreuer mitkommt, der sich während der Fahrt um Ihren neuen Welpen kümmert. Zu Hause angekommen, wird der Hund wahrscheinlich erst einmal Durst haben und dann natürlich auch Hunger. Achten Sie dabei darauf, zuerst kleine Portionen zu verabreichen und zu beobachten, ob er denn auch die Menge in einem Zug auffrisst. Sollte das nicht der Fall sein, sollten Sie bei der nächsten Fütterung weniger füttern, denn nur wenn der Futternapf sauber geleert wird, erzieht man den Hund zum guten Fressen. Die Anzahl der Fütterungen sollte nach 6 Monaten etwa bei 2 Fütterungen pro Tag landen. Das ist allerdings abhängig auch von der Entwicklung des jungen Hundes. Achten Sie darauf, dass Ihr Hund immer nur so viel Futter erhält, dass er nie ganz völlig übersättigt ist. Eine Überfütterung schadet und macht den Welpen schwerfällig bzw. übergewichtig und es kann zu einer starken Belastung der Bänder, Gelenke und Sehnen kommen.
Nachdem Ihr Welpe gefressen oder geschlafen hat, sollte er in den Garten, oder eben nach draußen, um sich dort lösen zu können. Dieses Verhalten ist ihm angewölft. Daher ist es immer wieder wichtig, jeden Tag mit dem Kleinen raus zu gehen. Den Weg nach draußen sollte er auf jeden Fall laufen, denn kennt er ihn einmal, wird er sich bald von selbst an der Tür bemerkbar machen, sofern er muss. Genauso verhält es sich an dem Tag, an dem der Welpe zum ersten Mal ins Haus kommt. Er soll genau den Weg laufen, durch genau die Tür, die er in Zukunft immer auch hinausgehen kann. So gewährleisten Sie, dass sich der Hund den Weg schnell merken kann. Wichtig beim Füttern ist die Einhaltung einer regelmäßigen Fütterungszeit und eines Fütterungsortes. Beim Füttern sollte vor allem Ruhe für den Hund herrschen. Achten Sie darauf, dass Sie Ihrem Welpen, oder überhaupt Ihrem Hund, auf keinen Fall rohes Schweinefleisch verfüttern, um ihn vor der Aujetzkischen Krankheit zu schützen.
Aufbau eines Vertrauensverhältnisses
Der Welpe muss Vertrauen zu seinem Besitzer aufbauen. Durch Fütterung und Streicheleinheiten spürt der Welpe die Zuneigung und nimmt die menschliche Witterung auf. So wird er auf das Lebewesen Mensch bzw. auf seinen neuen Besitzer geprägt. Für den Welpen muss die Begegnung mit dem Menschen in der Regel ein freudiges Ereignis sein. Hat man genügend Vertrauen zu seinem Welpen aufgebaut, mit ihm gespielt und sich viel mit ihm beschäftigt, beginnt die eigentliche Ausbildung des Hundes. Dazu gehört die Gewöhnung an Umwelteinflüsse. Gar nicht früh genug kann man damit beginnen, den Welpen mit allen möglichen Dingen vertraut zu machen. Dabei sollte man sicherlich immer behutsam vorgehen und auf keinen Fall Druck anwenden, aber auch nicht zimperlich sein und den Nachwuchs in Watte packen wollen. In kleinen Schritten soll ein Jagdhund die Umwelt erschließen. Dabei muss man darauf bedacht sein, dass die Entwicklung nicht ausufert und der junge Hund verwildert.
Seine Intelligenz entwickelt sich in der ständigen Begegnung mit neuen Dingen seiner Umwelt. Ein Hund registriert und kontrolliert in der Regel durch seine Nase. Kommt der Welpe in ein neues Umfeld, wird er dieses mit Hilfe seiner Nase erkunden. Dabei sollte er nicht gestört werden, denn er lernt dadurch und erst, wenn er alle Ecken des Raumes untersucht hat, ist er wieder ansprechbar. Je abwechslungsreicher das Angebot an unterschiedlichen Räumen, sowohl drinnen, wie draußen ist, desto mehr Eindrücke prägen sich bei dem Welpen ein und umso mehr Erfahrung kann er sammeln und die Riechfähigkeit der Nase wird ausgearbeitet. Der Welpe, der in seinem Rudel groß geworden ist, hat die Sprache und Gestik der anderen Hunde gelernt und wird sich stets in einer Unterwürfigkeitsgeste einem fremden Hunden nähern. Das heißt, er wird sich flach auf den Boden wie auch beim Spielen legen, wie er es auch von seinen Geschwistern gewohnt war. Aggressionen mit anderen Hunden werden meist in erster Linie ausgelöst, wenn ein Hund angeleint ist. Daher ist es oftmals besser, wenn sich die Hunde unangeleint begegnen und junge Hunde insbesondere. Im Notfall wird dabei die Rangordnung geklärt.
Sollte es Ihnen möglich sein, sollten Sie mit dem Welpen ins Revier fahren und ihn dort frei laufen lassen. Die wiederholte Autofahrt zählt schon zum Gewöhnungsprozess. Weiterhin wichtig ist die ständige Konfrontation mit allen im Revier auftretenden Witterungen.
Erziehungsaufbau des Jagdhundes
Nach der Prägungsphase im Alter von 4 - 7 Wochen beginnt die Sozialisierungsphase. Die Sozialisierungsphase dauert in etwa von der 8. bis zur 12. Woche. Insbesondere dieser Abschnitt sollte vom neuen Herrchen intensivst genutzt werden, z.B. durch die Mitnahme ins Revier, Kontaktaufbau im Spiel usw. Unerwünschtes Verhalten wird in dieser Phase, genauso wie durch die Hündin, mit Schütteln am Nackenfell oder einem scharfen „Pfui“ begegnet.
Der Welpe sollte in dieser Zeit an Folgendes gewöhnt werden:
An seinen Rufnamen, z.B. in Verbindung mit der Fütterung Halsung und Leine, seinen eigenen Liegeplatz, an das Kommando „Sitz“, „Platz“, die Stubenreinheit und an feste Fütterungszeiten. Ebenso an Kommandos wie „Komm“, z.B. in Verbindung mit der Fütterung, ggf. an den Aufenthalt im Zwinger und natürlich an sein Herrchen als Meuteführer. Sofern die Witterung es zulässt, kann man den Hund in dieser Zeit auch besonders gut ans Wasser gewöhnen, z.B. mit der Hilfe einer Reizangel und auf keinen Fall sollte man den Hund gewaltsam ins Wasser bringen. Dinge wie starke Strömung oder Wellenschlag sollten auf jeden Fall vermieden werden. In dieser Zeit kann der Welpe auch sehr gut an den Schuss gewöhnt werden. Begonnen sollte möglichst mit einem geringen Knall, entweder Schreckschuss oder natürlich auf eine größere Entfernung, mit einer jeweiligen Steigerung. Unterbleiben sollte auf jeden Fall die gewaltsame Gewöhnung, damit sich keine Schussangst entwickeln kann.
Generell sollte man darauf achten, dass alle ersten Erziehungsübungen vor allem in vertrauter Umgebung und friedlicher Atmosphäre stattfinden. Die Ablenkung des Hundes sollte zu Beginn möglichst gering sein, damit er in seiner Konzentration nicht gestört wird. Erst, wenn man der Meinung ist, dass bestimmte Übungen genügend gefestigt sind, sollte man den Schritt zur Wiederholung im Revier wagen. Hier begeistert sich der Welpe in der Regel erst einmal für ganz andere Dinge und die Übung wird nicht richtig durchgeführt. Also erst einmal wieder zurück in die gewohnte Umgebung und dort wieder die Übungen verfestigen. Es ist wichtig, gerade einen Welpen nicht überzustrapazieren. Soll heißen, ich höre dann immer auf, wenn etwas gut gelungen ist. Auf keinen Fall eine wirklich gut gelungene Übung noch einmal wiederholen. Bei jedem Kommando, das gegeben wird, muss man sich im Klaren darüber sein, dass ein Hund ein außerordentlich feines Gehör hat, mit dem er auch geringe Tonfrequenzen wahrnehmen kann. Daher genügen oft schon Zischlaute, um irgendetwas zu bewirken. Das bedeutet aber auch, dass es auf Dauer natürlich unwirksam ist, wenn ständig gebrüllt wird. Auf keinen Fall sollte man gleich lautende Kommandos verwenden, da das zu Verwechslung und Missverständnissen führen kann. Kommandos sollten generell betont langsam bzw. deutlich gesprochen werden, besonders am Anfang der Erziehung, damit der Welpe diese mit bestimmten von ihm geforderten Verhaltensweisen verknüpfen kann.
Jedem zukünftigen Welpenbesitzer muss klar sein, dass eigentlich ständig mit dem Welpen geübt wird, wenn man ihn um sich hat. Das bedeutet nicht, dass ich dem Welpen ständig eine Aufgabe geben muss, die er absolvieren muss, sondern dass einfach das unerwünschte Verhalten sofort reglementiert wird. Jeder Spaziergang ist nicht nur die reine Freude, es ist auch immer etwas Besonderes, etwas Neues kennenzulernen oder einen gewissen Gehorsamsspaziergang dabei zu haben. Ich versuche immer wieder, den Hund sitzen zu lassen, darauf zu achten, dass er das Kommando sofort befolgt, ich versuche, den Hund abzulegen und vielleicht einmal meine Jacke daneben zu legen und den Hund im Blick zu behalten, in einem Moment abzulegen und wieder zurückzukehren zu dem Hund. Ich gehe nie nur zum reinen Spaß des Hundes und denke mir „Ach, üben kann ich morgen wieder“, damit vergeude ich viel.
Gewöhnung an Halsung und Leine
In der Regel sollte man mit einer weichen, breiten Lederhalsung beginnen. Diese wird zuerst einmal nur umgelegt, damit der Welpe sich daran gewöhnen kann. Nicht für den ganzen Tag, sondern zu Beginn erst nur für wenige Stunden, oder am Anfang auch nur für eine Stunde und nach einigen wenigen Tagen wird es den Welpen nicht mehr stören. Es sollte jedoch so sein, dass grundsätzlich weder im Hause, im Zwinger oder beim freien Laufen des Hundes eine Halsung getragen wird, damit der Welpe, oder später der erwachsene Hund, keinen Unfall hat und mit Halsung irgendwo festhakt oder sich daran aufhängt. Nach einer kurzen Gewöhnungsphase an die Halsung, befestige ich die Leine an der Halsung. Der Welpe wird wahrscheinlich versuchen, aus der Einschränkung seiner Freiheit herauszukommen und in die Leine zu beißen. Ich werde ihn also dann mit ruhiger Stimme in möglichst tiefer Tonlage beruhigen und ggf. ein wenig streicheln und langsam weitergehen. Sollte er nicht folgen wollen, so wird er leicht gezogen, damit er merkt, dass für ihn die beste Möglichkeit ist, wenn die Leine locker ist.